Eine nachprüfbare empirische Basis

Es mag seltsam erscheinen, eine Serie an paranormalen Phänomenen als nachprüfbare empirische Basis für eine wie auch immer gestaltete Theorie, zu nehmen. Die Entdeckung des fundamentalen Zusammenhangs zwischen Eros und Entwicklung übersinnlicher Fähigkeiten gibt jedoch dem psychoanalytischen Gebäude ein doppeltes sachbezogenes Fundament mit all den Konsequenzen, welches das auf die gesamte Theorie haben kann.

Die einfache Tatsache, dass die übersinnliche Entwicklung eng verbunden ist mit einer bestimmten Art die Liebe zu leben, erlaubt aus der Erfahrung her die natürlichen, die Sexualität betreffenden Regeln abzuleiten. Gewisse Verhaltensweisen begünstigen diese Entwicklung, andere behindern sie. Durch Beobachtung dieser natürlichen Prozesse, lassen sich nach und nach die Grundbausteine einer „natürlichen erotischen Moral“ ableiten.

Die Unterscheidung zwischen natürlicher und traditionneller Moral ist wesentlich für jegliche Schlussfolgerungen, die den Ursprung von Frustration, Leiden und psychischen Konflikten im Allgemeinen erklären wollen. Somit ist die gesamte Psychoanalyse davon betroffen.

Man kann z.B. vorhersehen, dass die durch die natürliche Moral auferlegten Verbote keine wirkliche Frustration provozieren, angesichts dessen, dass sie kein reelles Bedürfnis verhindern werden. Anders ist das mit den Verboten der traditionnellen Moral. Viel willkürlicher können sie die Verwirklichung essenzieller natürlicher Triebe verhindern und die persönliche Entwicklung kompromittieren. So ist vorherzusehen, dass sie schwerere Konflikte und Frustrationen hervorrufen wie bei Neurose oder Psychose.

Das Gleiche gilt für die Schuldgefühle. Zweifellos treten sie in beiden Fällen auf, bei denen das Verhalten stigmatisiert wird, sei es durch die natürliche oder traditionnelle Moral. Bei der natürlichen Moral wären sie aber viel tiefer, in Anbetracht dessen, dass sie schädliches Verhalten widerspiegeln. Im Gegenteil dazu bringt ein von der traditionnellen Moral missbilligtes Verhalten das Individuum nur der Gesellschaft oder seinem Über-Ich gegenüber in eine heikle Lage, ohne es unbedingt in Unstimmigkeit mit seinem tiefen Selbst zu versetzen. Die Schuldgefühle bleiben dann viel oberflächlicher.

Die Verbindung zwischen Eros und dem Übersinnlichen transformiert sofort das psychoanalytische Konzept mit diesen zwei Elementen, auf die sich ein Großteil der Theorie stützt. Der Wille zur Amoralität, den Freud und seine Anhänger aufgezeigt haben, macht einer klaren Unterscheidung zwischen moralischen und unmoralischen Verhaltensweisen Platz, im Hinblick auf das natürliche Potential des menschlichen Wesens. Es wird möglich allerlei Arten von Vorurteilen und Stereotypen anzuprangern, die willkürlich im Laufe von Jahrhunderten durch Religion und Moralisten eingeführt wurden. Desgleichen müssen alle, die Schuldgefühle betreffenden Schlussfolgerungen auf der grundlegenden Basis einer Unterscheidung zwischen sozialer und primärer Schuld überdacht werden.

Die übersinnliche Funktion des Eros stellt ebenfalls die beiden Haupttopiken Freuds in Frage. Der Begriff des Unterbewußtseins, geschaffen als Ursprungsort der Triebe und Sammelbecken für gelebte Erfahrungen, muss erweitert werden. Wie Jung es mit dem Begriff des kollektiven Unterbewußtseins anklingen lässt, ist das Unterbewußte auch Sitz der Archetypen, des Geheimnisses eines transzendenten Wissens, wie es gnostische Bewegungen definieren.

Was die drei Instanzen das Es, Ich und Über-Ich angeht, die jeweils den Ort der Triebe, die Exekutivinstanzen, welche die Entscheidungen fällen und den Ort, wo sich die Verbote der Erziehung eingraben repräsentieren, so unterlägen sie folgenden Modifikationen:

– Das Es kann in zwei Teile dividiert werden, einen, der die Triebe gemäß biologischer Erfordernisse erzeugt und einen anderen, der sie erzeugt oder kontrolliert gemäß transzendenten Energiebedarfs. In der Tat können die sexuellen Triebe nur physiologische Bedürfnisse ausdrücken (z.B. nach einer Entzugsperiode). Die „magische“ Beziehung aber, die sich bei einer authentischen Liebe einstellt, kann sie auch nähren, unabhängig biologischer Notwendigkeiten (die erotischen Triebe der Frau verschwinden nicht außerhalb des Eisprungs und fruchtbarer Tage wie das beim Tier der Fall ist).

– Man muss beim Über-Ich zwischen der natürlichen Moral konformen Verboten und solche der traditionnellen Moral konformen unterscheiden. Die ersteren stehen im Einklang mit den grundlegenden Sehnsüchten des Wesens, während die zweiten keine Garantie für Authentizität bieten und schädliche Effekte haben können.

– Was das Ich betrifft, so ist es damit beauftragt einen Kompromiss zwischen den Forderungen des Es und des Über-Ichs zu finden. Es kann sich entwerder harmonisch entwickeln, was den natürlichen Potenzialen entspricht oder pathologisch, wenn es sich im Widerspruch zwischen natürlichen Trieben und unnatürlichen Zwängen befindet. So lassen sich die Verteidigungskomponenten erklären, die das Ich stören und damit enden, dass das Ego mit seinen paranoiden Aspekten entsteht.

Selbst die Frage des Ödipus, des Fundaments der Freudschen Psychoanalyse, muss unter einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Freud suchte die für ein Verdrängen der kindlichen Triebe verantwortlichen Faktoren. Eine objektive Schlussfolgerung hätte jedoch eher erfordert sich zu befragen, ob diese Triebe von Natur aus eine Rolle bei der Entwicklung übersinnlicher Fähigkeiten spielen und welche Konsequenzen ihre Verdrängung dann haben kann.

Die Jungsche Psychoanalyse wird gleichfalls gestärkt: Jung sprach von numinosen Energien, verbunden mit Archetypen und führte die Neurose auf die Verdrängung dieser Energien durch den allmächtig gewordenen Verstand zurück. Er verfügte um seine Aussagen zu begründen, wahrscheinlich nur über Träume, seltene Visionen bei einigen Patienten oder sinnbeladene Zufälle. Die quasi unbeschränkte Zahl an paranormalen Manifestationen, möglich gemacht durch eine natürliche Entwicklung übersinnlicher Fähigkeiten, erlaubt viel besser seine Thesen nachzuprüfen und den archetypalen Aspekt der Realität zu verstehen.

Das Herangehen Reichs, bekannt durch seine Aussagen zum Orgon (gemäß ihm eine zugleich biologische, orgastische und spirituelle Energie), erweist sich auch als revisionsbedürftig. Reich scheint nicht gesehen zu haben, dass dieser Energie, von der er wollte, dass sie Wolken mit Hilfe einer Orgonkanone auflöst oder sie akkumulieren lässt, damit es regnet, was nicht funktioniert, am Ursprung übersinnlicher Fähigkeiten steht. Die Gesamtheit seiner Thesen muss in diesem Sinn überdacht werden, besonders die Funktion des Orgasmus, der nicht auf einen banalen Prozess von Spannung und Entspannung reduziert werden .

Die Klarstellung der empirischen Verbindungen zwischen Eros und paranormalen Fähigkeiten führt so zu einem In-Fragestellen des gesamten psychoanalytischen Gebäudes. Sie liefert ein bis jetzt nicht existentes Mittel um konkret die verschiedenen theoretischen Ausarbeitungen und therapeutischen Modalitäten zu prüfen.