Das Materielle und das Spirituelle
Die animistischen Kulturen schrieben jedem Lebewesen, Tier oder Pflanze, eine Seele zu wie auch der Materie, den Felsen, Bergen und Sternen. Der westliche Rationalismus hat im Gegenteil dazu versucht die Materie und schliesslich das Lebendige von jeglicher transzendenten Dimension zu befreien. Mit einer einzigen Ausnahme, dem Menschen, dem man wohl oder übel ein Bewusstsein lassen musste, obwohl das Bewusstsein selbst schliesslich als eine Begleiterscheinung cerebraler rein biologischer Mechanismen abgetan wurde.
Das ist zumindest der herrschende Gedankenstrom, der vielleicht den Vorteil hat Nachforschungen anzuregen. Die Errungenschaften der Neuropsychologie sind bewundernswert. Man kennt inzwischen die Beschaffenheit der cerebralen Stimulationen, die mit einer großen Anzahl psychischer Aktivitäten verbunden sind.
Ein Fehler wäre es daraus zu schlussfolgern, dass neuronale Mechanismen genügen, um alles zu erklären. Man muss im Gegenteil die Dinge in dem Moment überdenken, wo paranormale Phänomene auftauchen. Die von der Parapsychologie verzeichneten Beobachtungen, wie auch die Möglichkeit selbst übersinnliche Fähigkeiten zu entwickeln, zeigt, dass eine neuronale Erklärung nicht erschöpfend ist. Sie ist nichts als eine Vertretung des rationalistischen Dogmas, welches die Tendenz hat von vornherein jedes übermaterielle Element auszuschließen.
Die Darstellung unseres psychischen Funktionierens ließe sich im Gegenteil in zwei Seiten teilen: eine mit allen biologischen Aspekten der Emotionen und des Denkens, die den Regeln der Materie (im Raum-Zeit-Gefüge) und der Logik (Ursache – Wirkung) gehorcht, in engem Zusammenhang mit sensorischer Wahrnehmung. Diese Seite versteckt eine andere, nämlich die, wo sich die metapsychischen Phänomene abspielen, Ort der Archetypen oder Essenzen, zu denen wir entweder Zugang über unbewusste Kanäle haben (kollektives Unterbewusstsein bei Jung) oder über übersinnliche Fähigkeiten.
Der westliche Mensch ist somit irgendwie vom Bewusstsein der Hälfte des Kosmos amputiert, von der wichtigsten, denn da spielt sich das spirituelle Leben ab und somit der höchste Sinn unserer Existenz. Daher rührt ein generelles Gefühl eines „Unbehagens in der Zivilisation“, einer tiefen und schwer zu äussernden Frustration.
Die evolutive Ökopsychologie hat jedoch nicht vor in einen naiven Animismus zurückzukehren, indem sie Dingen oder Tieren einen dem menschlichen psychischen Funktionieren ähnlichen Geist verleiht. Der Animismus erscheint vielmehr selbst als eine Folgeerscheinung des Verlustes des Zugangs zum Paranormalen, der deswegen nur Schamanen oder Priestern vorbehalten war, die oft dadurch zum Machtmissbrauch verleitet wurden.
Die Dinge würden sich in dem augenblick anders darstellen, wo übersinnliche Fähigkeiten sich als völlig natürlich und für alle zugänglich erweisen würden. Es wäre keine Frage mehr der Dominanz oder der Ausbeutung seines Nächsten, sondern einer Art von „spiritueller Direktdemokratie“, wo jedes Individuum unmittelbar mit der Quelle der Wahrheit, die die Archetypen darstellen, verbunden ist und mit der Führung durch Hellsehen und andere Kommunikationskanäle des übersinnlichen Teils des Kosmos.
So würde eine spontane Harmonisierung des Spirituellen mit dem Materiellen auf der Stufe der individuellen Wahrnehmung und der der sozialen Werte geschehen.